Samstag, 10. Januar 2015

Muss ja


Das Universum oder sonstwer will, dass ich entschleunige und schlägt mir Schnippchen.

Mein 12 Jahre alter Laptop braucht 25 Minuten, bis er hochgefahren ist; geschenkt, schalte ich ihn halt Dienstag ein, damit ich Freitag schreiben kann und hab zwischendrin zu tun. Aber das Universum ist ja nicht doof. Egal, wie lange das Ding hochgefahren ist und still der Dinge harrt, die da kommen: sobald ich meine Tastatur anrühre, werden Sicherheitsupdates hochgeladen. Das braucht wieder Stunden. Egal, tapeziere ich mein Wohnzimmer in der Zwischenzeit. Starte ich einen neuen Versuch, hat das Sicherheitsupdate einen Virus gefunden. Gut, klicke ich auf "entfernen". Tage vergehen. Ich bringe meanwhile meinen Sohn zur Welt. Nach überstandener Wochenbettdpression denke ich, schreib doch drüber. Ich linse in mein Büro, vorsichtig, setze mich an den Rechner, berühre die Tastatur, erwischt, ein neues Sicherheitsupdate ist fällig. Ein klein wenig Ungeduld macht sich breit.

Ich überlege zu investieren. Mir ist einiges geschrottet in den letzten Wochen. Der Geschirrspüler, die elektrische Zahnbürste, mein Auto-Gott-hab-es-selig ist in der Hand von Albanern, ich beschäftige mich in meiner Freizeit mit Dingen wie warten, umsteigen, abwaschen. Ich hab jetzt nicht nur den Wochenendeinkauf, sondern auch den Wochenendabwasch. Ich sollte das Essen einstellen, dann spare ich Geschirr.

Es ist aber auch abenteuerlich, so ein Leben. Aufmerksam verfolge ich die katwarn-Meldungen. Heute ist es verboten, in den Wald zu gehen, wegen der losen Bäume. Aber ich muss raus, aufs Rad, den Gezeiten und Stürmen trotzen, sogar meine Frisur ist mir egal, als Lord Helmchen stemme ich mich den Orkanböen entgegen und wenn ich mich dann von Leben verarscht fühle, lese ich ein bisschen in "Ich bleib so Scheiße, wie ich bin", dann weiß ich wieder, dass das Leben nun mal so ist und ich keine Schuld daran trage.

Und dass es vollkommen sinnlos ist, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen, ich zitiere:

"Oder haben Sie sich jemals vorgenommen, sich mehr an Kleinigkeiten zu freuen? Es ist ganz einfach. Bleiben Sie zu diesem Zweck bei einem Ihrer nächsten Spaziergänge oder auf dem Weg zum Supermarkt vor einem Blumenbeet stehen. Betrachten Sie eine der Blumen so aufmerksam wie möglich. Nehmen Sie alles ganz bewusst wahr: Die zarten Blütenblätter, die intensive Farbe, den betörenden Duft. Freuen Sie sich an jedem Detail - bis Sie nach ein paar Minuten die ersten Anzeichen einer schweren, depressiven Verstimmung spüren."

Selbstliebe steigern, zwecklos:

"Probieren Sie, Ihre Selbstliebe zu steigern. Stellen Sie sich vor den Spiegel und sagen Sie laut zu sich selbst: 'Ich bin schön, ich liebe mich, so wie ich bin, ich habe alles Gute auf dieser Welt verdient.' Wundern Sie sich nicht, wenn es Ihnen die Tränen in die Augen treibt und Sie schluchzend in Ihrem Badezimmer zusammenbrechen."

Endlich mal die Wahrheit.

7 Kommentare:

  1. Finally doch alles gut gegangen.

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  2. Genau richtig. Muss ja. Den Servercrashumzug hast du mit Deinem alten Laptop schon gemeistert. Nun musst Du nur die Prioritätenfrage meistern: Geschirr nur noch ein- und ausräumen oder schnell mal was posten wollen... Das schaffst Du! :-))

    (bei mir würde das Posten gewinnen)

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  3. Ja, aber WO postest du denn? Drüben nicht mehr. Ich vermisse dich seit geraumer Zeit :)

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  4. Ich vermisse sie auch. Die Zeit zum posten :-). Aber es wird wieder...

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  5. Furchtbar, spätestens jetzt stelle ich leider ein gewisses Suchtverhalten nach deinen Texten fest... ich geh dann mal zum Lachen in den Bürokeller und komm so schnell nicht wieder raus. Kernarbeitszeit? Mir doch egal.

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