Dienstag, 20. Januar 2015

Und morgen bring ich ihn um

Heute war ich soweit, mich an den Füßen kopfüber aufzuhängen und mir mit dem Hammer auf den Kopf schlagen zu lassen, um auf andere Gedanken zu kommen. 

Ein Kollege hat sich etwas gewünscht: einen Klausurtag. Damit wir mal drüber reden, wohin die Reise mit uns geht. Welche Ziele wir haben. Welche Ziele wir uns setzen sollten. Wie wir sie umsetzen können. Dieser elende Streber! 

Cheffe stutzte und überlegte angestrengt (wie George Bush damals im Kindergarten), ob er den Kollegen informieren soll, dass aufgrund einer höheren Weltordnung und kraft Amt und Wassersuppe nur er selbst innovative Ideen zu entwickeln in der Lage ist, entschied aber in Sekundenschnelle - seine Gesichtszüge lösten sich - dass ihm hier mal wieder auf dem Tablett serviert wurde, womit er an anderer Stelle reüssieren kann: "Ja, Herr Oberchef, und dann habe ich mir gedacht, wir machen mal einen Klausurtag und stecken unsere Ziele ab. Wird höchste Zeit, dass ich meiner Mannschaft mal zeige, wo es lang geht."

Ich blieb stumm. Schwafeltage brauche ich nicht. Ich hab genug Ziele. Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung. 

Eine Mail flatterte auf den Bildschirm. Cheffe schrieb, dass er eine Hausaufgabe für uns hat. So so, eine Hausaufgabe. Da fühl ich mich gleich viel jünger. "Für unseren Klausurtag nennt drei Dinge, die verbesserungswürdig sind und liefert die Lösung. Jeder hat fünf Minuten Zeit, das zu performen." 

Hach, wie ich das Wort "performen" liebe. Ich arbeite am Puls der Zeit, das wird mir dann immer klar. "Diversity Management", "Sustainable Development", "Availability" - ich weiß Bescheid. 

Meine Hausaufgabe habe ich gleich gemacht. Problem erkannt, Gefahr gebannt. 

Problem 1: Ich verdiene einfach viel zu wenig. 
Lösung: Verkürzung der Arbeitszeit auf 20 Stunden bei gleichem Gehalt.

Problem 2: Meine Schultern sind so verspannt.
Lösung: Engagement eines Physiotherapeuten mit langen Haaren.

Problem 3: Es gibt keinen Raucherraum.
Lösung: Die Rauchmelder werden abmontiert.

Ich werde das vortanzen. Meine Performance wird praktisch unter die Decke knallen, wenn ich erstmal qualmend in meinem Büro sitze (aber nur noch vier Stunden am Tag) und mir währenddessen der Nacken massiert wird. Das Leben kann so schön sein.

2 Kommentare:

  1. Ist der Titel dann die Lösung für Problem Nr. 4 ... strebsame Kollegas?

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  2. Nein, das war nur der Hinweis auf das zugrunde liegende Problem.

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