Ich unterhalte die Damen gerne mit prickelnden Details aus meinem fabelhaften Leben und heute erzählte ich ihnen von einem außergewöhnlichen Mann, den ich kürzlich kennengelernt habe. Außergewöhnlich deshalb, weil er völlig gegensätzliche Wesenszüge in sich vereint: er sammelt Kunst und Bücher (er kauft 40 Exemplare ein und desselben Buches und wenn ihn jemand bittet, ihm eins davon zu geben, rennt er am nächsten Tag los und kauft eins nach, damit es wieder die ursprünglichen 40 Exemplare sind) und arbeitet als Programmierer, er entwickelt Apps.
Jetzt stellt man sich so einen verschrobenen Nerd vor, ist er aber nicht, er hat
Dann fragen die Damen natürlich gleich, ob der nicht was für mich wäre. Das wird man als Single immer gefragt, sobald man von einem Mann erzählt, was ich nervtötend finde, weil nicht jeder interessante Mann auch gleich zum Objekt der Begierde taugt. Der Mann an sich ist nicht automatisch eine Option, leider, ganz im Gegenteil, Weihnachten ist öfter als die Verlieberei. Was interessant ist, ist oft auch schräg, weit weg von mir, weshalb ich es ja so interessant finde, erzählenswert, aber der Sektor den-will-ich-haben wird deshalb nicht zwangsläufig berührt.
Um die Damen nicht mit meiner Genervtheit zu konfrontieren und dem Abend damit eine unnötige Schwere aufzuerlegen, sage ich: "In seiner Wohnung gibt es nichts was rot ist, aus Prinzip - deshalb wird es keine gemeinsame Zukunft für uns geben, denn in meiner Wohnung ist sehr vieles rot, abgesehen davon, dass ich am liebsten rote Getränke zu mir nehme."
"Der ist ja verrückt!" tönt es unisono. Mag sein. Aber auch nicht verrückter als der Mann der einen, der Pathologe ist. Da muss man ja auch irgendwie für geboren sein. Einen Mann, der tagsüber an Leichen rumschnippelt, möchte ich nachts nicht neben mir liegen haben. Nachher träumt der mal schlecht und filettiert mich versehentlich.
Der sinnlichste Mund ever ist nix für Dich?
AntwortenLöschenDas ersetzt doch locker 14 x Hach und dann muss halt sein Lippenrot reichen.
Einen Pathologen stelle ich mir übrigens gar nicht so schlecht vor. Der weiß wenigstens ganz genau wo was ist und wie es funktioniert.
Als Hypochonderin weiß ich auch, wo alles ist und wie es funktioniert :)
AntwortenLöschenDoch, sinnlicher Mund ist was ganz Tolles, aber der Freund, der ihn mir vorstellte und den ich später leise fragte, ob der auch ein Leben hat, außerhalb der Bücher und Apps, meinte "Nach allem, was ich weiß, nein." Früher hätte mich das gelockt. Heute bin ich schlauer.
Hypochondrie ist Anatomie- stimmt.
AntwortenLöschenWenn man ganz ganz jung ist, möchte man gerne der Lebensinhalt des Einsamen sein. Später verwächst sich das- zum Glück.
Schade trotzdem- der Mund klang vielversprechend.
Ja, der Mund.... Um den ist es wirklich schade...
AntwortenLöschenUnd ansonsten: deine Zeilen zu lesen, ist wie in Watte liegen. In weiser Watte :)
:)
AntwortenLöschenWo tust du nur immer diese ganzen schrägen Vögel auf? Aber das ist Berlin, nicht wahr, da muss man nicht lang suchen. ;) Dort kannte ich auch einige schräge Vögel, die meisten mit sinnlichem Mund. Besteht da ein Zusammenhang?
AntwortenLöschenWo ich die auftue? Das bringt ein Groupie-Dasein mit sich .-)) Heute oder spätestens morgen erzähle ich von dem anderen, den ich am selben Abend kennengelernt habe. Kein sinnlicher Mund. Aber noch merkwürdiger.
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