Sonntag, 7. Juni 2015

Schwiegermonster

Kürzlich war Bling Bling bei mir zu Gast, meine Kollegin und ihr Gatte.

Ein Paar, das in schrecklicher Symbiose mit der Schwiegermutter lebt. Sie ist immer und überall dabei. Auch auf der Hochzeitsreise vor 8 Jahren, nachdem sie diese nach 20 Jahren Beziehung nicht länger verhindern konnte, schenkte sie den beiden eine Kreuzfahrt, mit ihr in der daneben liegenden Suite.

Er ist ein Kümmerer. Bling Bling ist deshalb so gut wie bewegungsunfähig geworden, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Zweimal täglich ruft er seine Mutter an, macht alle Einkäufe für sie und seitdem sie nicht mehr auf Kreuzfahrt gehen möchte, werden sehr zu Bling Blings Leidwesen keine Kreuzfahrten mehr gemacht, weil er in case of nicht schnell genug zu Hause wäre. Also wird gemeinsam an der Ostsee geurlaubt. Seit fast 30 Jahren Beziehung fahren sie pro Jahr nur 10 hart erkämpfte Tage ohne sie weg (dann ruft er seine Mutter fünf mal täglich an. Sie ist morgens sein erster und abends sein letzter Gedanke), alles andere immer mit Mutti. Jeder Opernbesuch, jeder Wochenendausflug, Mutti ist allgegenwärtig.

Bling Bling hat längst aufgegeben und zur Strafe muss er sich auch um sie kümmern. Sie bekommt alle Wochen Kompensationsschmuckstücke, eins schlimmer als das Nächste, aber ihr gefallen sie und das ist ja die Hauptsache. Sie könnten die gesamten Kinder von Uganda Bugundi ernähren von den schauerlichen Pretiosen, mit denen sie sich behängen lässt. Sie geht keinen Schritt selbst, und nicht nur das sorgt für eine reichlich üppige Figur, die drei gehen alleweil in luxuriösen Restaurants speisen. Während ihr Mann und die Schwiegermutter dabei spindeldürr geblieben sind, ist Bling Bling ausgeufert.

Ich führe sie in den Garten, damit sie den Nachmittag ohne Mutti restlos genießen. Nicht ohne Eigennutz: Nirgendwo sind Treffen enstpannter als in irgendeinem Garten, Gespräche plätschern dahin, was sie nie tun, wenn man sich am Tisch gegenüber sitzt, man schließt auch mal die Augen und bestenfalls schlafen alle ein.

Obwohl sich die beiden mit Katzi und Bärchen ansprechen (was an sich schon eine Form der passiven Aggressivität darstellt), ist der Hass zwischen ihnen überdeutlich. Sie redet pausenlos und fällt ihm stets ins Wort und beide verbergen unentwegt, wahrscheinlich auch vor sich selbst, dass sie dem anderen am liebsten einen Knüppel über die Rübe ziehen würden.

Ich seh mir das Schauspiel an und werde mich nicht wundern, wenn er sie eines Tages abmurkst; was nichts anderes als eine weitere Kompensation ist, denn seiner Mutter würde er sich nicht trauen auch nur ein Haar zu krümmen.

Sie ist im Übrigen der beste Beweis, dass man hornalt wird, wenn man nur ausgiebig bepuschelt wird. Bald wird sie hundert. Ich nehme an, sie will das Ende der Ehe durch Tod oder Scheidung noch selbst erleben.

5 Kommentare:

  1. Autsch! Wenn Schwiemumonster abtritt, fallen die Beiden in ein tiefes Loch, sofern nicht jeder anders vorgesorgt hat. Das ist er Stoff aus dem Krimis sind! (Wenn es auch unendlich traurig ist)

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    1. Ich fürchte, Mutti wird die beiden überleben. Bei der guten Pflege!

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  2. Heinrich! Mir graut's vor dir.

    :O

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  3. Ach du meine Güte, das ist ja grauenvoll. Meine Schwiegermutter war ein Träumchen aber in Urlaub hätte ich sie auch nicht ständig nehmen müssen und ein Mann, der mehr mit Mutti als mit mir spricht ...na Mahlzeit!

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