Sonntag, 18. Oktober 2015

Lass mich, ich kann das............... Oh, kaputt

Die Auftragsmörderin hütet mal wieder die Villa. Da habe ich ihr gleich von meiner Vision erzählt, wie wir vor der one-Million-Dollar-Glotze logieren und anspruchsvolle Problemfilme gucken. Fein, sagt sie, ich koch 'ne Kürbissuppe und dann schauen wir Apple-TV. Ich zermanschte als Mitbringsel zwei Avocados und nannte das Guacamole. Als ich die Villa betrat, erfasste mich wohliges Saturday Night Fever. Der Abend konnte beginnen.

Der Villenhund harmoniert auf das Schönste mit ihrem Hund. Sie spielen. Ein Euphemismus, denn eigentlich rasen sie die ganze Zeit über Tisch und Bänke und tun so, als ob sie sich an die Kehle wollen. Dabei fletschen sie die Zähne und geben bedrohliche Laute von sich. So ein Tier ist eben kein Mensch und so harmlos sie ansonsten erscheinen, war mir dann doch nicht recht, wenn sie ihre Kampfhund-Arena allzusehr in die Nähe meiner Kehle legten. Wir lagen auf niedrigen Sofas, die keine Lehne haben. Ich verbarrikadierte mich zum Schutz mit dem Klavierhocker. Nachher beißen die versehentlich mich, dann fließt Blut und aus Spaß wird Ernst. Siegfried und Roy ist das auch passiert.

Anyway, nach der Suppe und den Mantsch-Avocados suchten wir uns einen Film aus. Sie drückte auf "leihen" und es erschien "Film wird geladen" und dann "Es konnte leider keine Verbindung mit dem Server hergestellt werden". Ich mach's kurz: kein Film. Sie schleppte ihren Laptop an, um uns über Netflix was runterzuladen. 

Auf einmal plätscherte es. Ihr Hund hatte vergessen, dass er stubenrein ist oder hielt den flauschigen Teppich für eine Blumenwiese. Sie rannte los, ich rannte los. Aber es war zu spät. Nun musste der Teppich entfeuchtet werden.



Von meiner Vision war nichts mehr übrig geblieben und so fuhr ich nach Hause, ohne die technischen Annehmlichkeiten der Villa im Herbst voll ausgekostet zu haben, mal abgesehen vom Lichtschalter im Gästeklo, den ich mein Leben lang nicht begreifen werde.

Am nächsten Tag waren wir für einen Spaziergang mit den Hunden verabredet. Ich setzte mich ins Auto, startete den Motor und in der Sekunde fiel mir ein, dass ich was in der Wohnung vergessen hatte. Ich machte den Motor wieder aus und schrie Aaaaaaargh, denn ich hatte noch was vergessen: niemals aussschalten, wenn der Gang eingelegt ist. Die Halbautomatik muss auf "N" stehen, sonst kriegt man die Kiste nicht wieder an. Ich versuchte alle Tricks, aber es war nichts zu machen.

Also auf's Rad. Gerast wie eine Blöde, ich bin eine Pünktlichkeitsfanatikerin. Von dort in den Wald und tausend Leute kennengelernt. Das war mir vorher nicht bewusst: Hundebesitzer haben jegliche Scheu verloren, fremde Menschen anzusprechen, sie überwinden dabei problemlos alle Bevölkerungsschichten und fühlen sich mit jedem wohl, der eine Hundeleine in der Hand hält. Faszinierend. 

Beim aussteigen aus ihrem Auto fiel mir mein (Dienst)-Handy runter; die bekloppte Schutzhülle war sich über ihre Bestimmung nicht im klaren, quittierte ihren Dienst und kam neben dem Handy zu Boden. Hä? Das Handy hatte aber keinen Kratzer, ich war beruhigt.

Zuhause angekommen, nahm ich das fucking Manual für das Auto zur Hand und brütete über dem Stichwortverzeichnis. Ich wurde nicht schlauer, außer dass ich nun wusste, weshalb in letzter Zeit immer zwei Schraubenschlüssel mit einer täglich geringer werdenden Zahl angezeigt werden; das ist die Service-Intervall-Anzeige. In nunmehr 13 Stunden muss das Auto zur Inspektion. Aha. Und ich dachte, es implodiert demnächst und hatte mich schon nach Schutzwesten umgesehen.

Ich ging noch mal vor die Tür, setzte mich rein und versuchte zu starten. Nichts zu machen. Ich bekam schon wieder Visionen, die diesmal mit einer Axt zu tun hatten. Ich versuchte es ein letztes Mal und verbarg dabei meine Emotionen, so gut ich konnte. Autos können sowas spüren. Ausnahmsweise trat ich dabei diesmal auf die Bremse, und siehe da, es ward Licht: der Motor schnurrte wie ein Bienchen. Geschafft. 

Wieder drin, nahm ich das Handy. Siehe da, es wurde dunkel. Bildschirm eingefroren. Nix mit Touchscreen. Fuchs, der ich bin, wollte ich das Ding einfach ausschalten, nach alter Admin-Weisheit. Danach wird es schon wieder. Aber man kann das Handy nicht einfach ausschalten, weil dann der Befehl "ausschalten" auf dem Bildschirm erscheint und erst, wenn man da drüber wischt, schaltet es sich aus. Aber wischen hilft ja nix, wenn es auf wischen nicht reagiert. Jetzt warte ich drauf, dass der Akku leer ist. Ich habe aber durch Zufall den Prototyp des am längsten haltenden Akkus. Er ist nicht totzukriegen und hält locker 48 Stunden.

Da waren sie wieder, die zwei alten Menscheitsprobleme: 
  1. Was ich hab, das will ich nicht und was ich will, das krieg ich nicht. 
  2. Irgendwas ist eben immer

5 Kommentare:

  1. Handy auf, Akku raus, Akku rein,Handy starten.

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    1. Gong auch anders. Kollegen muss man haben. Fingerprint und Ausschaltknopf gleichzeitig drücken, aus isses. Allet tutti.

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  2. Mein lieber Onkel Willi selig pflegte die dinge von der anderen Seite zu betrachten: anstatt "irgendwas ist immer" sagte er "Nie is nix", und die große Familie nickte zustimmend.

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  3. Hundekacka ist eklig, aber die Position Deiner Freundin auf den Knien gefällt mir. ;-)

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