Montag, 5. September 2016

Sommerfrische


Auf der Hinfahrt in eine Autobahn-Vollsperrung geraten. Es gab Zeiten, in denen ich bei derlei Anlässen mit dem Leben abschloss. Inzwischen nehme ich das normalneurotisch genervt hin; die Sonne schien, aber nicht zu heiß; ich nahm mir ein Buch und später stieg ich aus und machte mich mit anderen Leidensgenossen bekannt. 

Picknick-Stimmung machte sich breit. Für 200 Meter brauchten wir 30 Minuten. Kiebig wurde ich erst, als sich ein LKW neben mich schob und den Motor laufen ließ.   

Ich ging zum Fahrer und blickte in rudimentäre Zahnsubstanz. „Könnse mal den Motor ausschalten?“ – „Nee, kann ich nich, ist Fleisch drin, muss gekühlt werden.“ Nach zehn Minuten wollte ich ihm mein gesamtes nicht vorhandenes Vermögen zwecks Verlustausgleich anbieten, wenn der nur seine Scheißkarre ausgemacht hätte.
  
Nach zwei Stunden ging es weiter und als ich die Unfallstelle passierte, war ich froh, dass ich morgens gebummelt hatte, sonst wäre der Fahrer aus dem Gegenverkehr durch die Leitplanken womöglich in meine Schüssel reingerast.
  
Kaum war ich wieder in meiner Komfortzone, freute ich mich auf das Haus am See. Mich empfing Kettensägenlärm, der Hausherr bereitete das Lagerfeuer vor. Bei meinem Patenkind ist unterdessen die Pubertät ausgebrochen. Er sieht aus wie ein Mettbrötchen, dennoch befahl ich traditionell „Küss die Tante!“. Ich war auch mal vierzehn. 
 
Ich bezog mein Zimmer im Haupthaus. Es trudelten weitere Besucher ein und wenn ich reich wäre, hätte ich Personal einfliegen lassen. Ein Tisch deckt sich nicht von allein. Im Prinzip eine ständige Schlepperei von Nahrungsmittel-Zufuhr-Equipment.
  
Bester Dialog:

„Ich war in so’ner Trauer-Gruppe.“
„Was? Inner Power-Gruppe?“
„Inner Trauer-Gruppe!“
„Ach so!" lauter werdend: "Ich bin inner Ohr-Gruppe.“

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