Samstag, 31. Januar 2015

Ebola in Steglitz

"Äindschie kann auch sehr gut Spitzen schneiden" wird mir verkündet, als ich heute beim Friseur ankomme. Sonst zuppelt immer Tina an meinen Haaren herum, nicht weil ich in Tina eine Herzens- und Seelenverwandte gefunden habe (beim Friseur schweige ich still), sondern weil sie bei der Haarwäsche eine Kopfmassage hinlegt, die mich jedes Mal mit den Untiefen der letzten Wochen versöhnt.

Tina ist nicht vor Ort. Gut, also Äindschie. Sie holt mich ab und ich erschrecke. Das Mädchen ist verquollen, fiebrig, hustet und röchelt. Die Frage ist also: wie lange werde ich durchhalten? Schon gestern abend waren drei von fünf wüst erkältet. 

Während sie an mir herumfuhrwerkt, dreht sie sich im 30 Sekunden Rythmus um und niest. Ohne die Hand vor den Mund zu nehmen, sie schnoddert in die Gegend rechts hinter uns und ich sehe förmlich die Tröpchen ihren Weg finden, zurück zu mir. 

"Mensch, Sie sind ja richtig krank, warum sind Sie denn nicht zuhause geblieben?" - "Geht nicht, alle anderen sind auch schon krank, dann wär hier ja bald keiner mehr", antwortet sie, in einer Tour die Nase hochziehend. "Ja, und eure Kunden eliminiert ihr gleich mit und jetzt hol dir verdammt noch mal ein Tempo" denke ich. 

Wenn mir was eklig ist, nehme ich immer die Brille ab, dann seh ich nichts mehr, wenn mir zum Beispiel jemand gegenüber sitzt, bei dem sich Spucke in den Mundwinkeln sammelt beim reden, könnt ich im Strahl kotzen, aber dann ist meine Kurzsichtigkeit echt mal zu was Nutze - aber gegen Geräusche ist kein Kraut gewachsen.

Es brodelt und schleimt und atmet rasselnd ganz dicht an meinem Kopf und ich nehme mir vor, eine neue Bewegung ins Leben zu rufen: MDESMSZBDSNA = Menschen, die erkältet sind, müssen sofort zuhause bleiben, damit sie niemanden anstecken. 

Der Volkswirtschaft wäre auch gedient, wenn immer nur einer zuhause bliebe, der erste, den es erwischt hat, sofort in Quarantäne und der Rest könnte sich weiterhin sicher fühlen im öffentlichen Raum. So, wie es Massage-Tina ganz richtig gemacht hat.

Ein bißchen schäm ich mich für mein Gezeter, denn Äindschie ist zweifellos ein tapferes Mädchen, das muss hier mal gesagt werden, vergrippt den ganzen Tag stehen, färben, schneiden föhnen, für den Mindestlohn, ein hartes Brot.

1 Kommentar:

  1. Also ich find es ja schon im Büro unerträglich, wenn einer den ganzen Tag hustet und niest. Aber da bleibt es bei einem überschaubaren Personenkreis, der kontaminiert wird. Aber in einem Beruf mit Kundenkontakt find ich es unmöglich, vor allem, weil sie dir ständig in der Nähe des Gesichts herumhantiert. Man stelle sich das bei einer Kosmetikerin oder in einer Bäckerei vor. Brot-Schluckimpfung zu besseren Tröpfcheninfektion. örgs.

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