Sonntag, 26. Juni 2016

Cheffe: Klappe, die 47ste

Bekomme den Auftrag von Cheffe, um 11 Uhr einen Reminder in die Welt zu senden. Das mache ich, kurz bevor ich zu einem Termin verschwinde. 

Nach zwei Stunden erhalte ich eine Mail von ihm: "Leider hast du deinen Arbeitsauftrag nicht erfüllt. B. musste für dich einspringen. Bitte achte in Zukunft mehr auf die Erfüllung deiner Pflichten."

Ich antworte "Hä, geht's noch? Wieso, ich hab's doch versendet." und leite ihm besagte Mail zu meiner Entlastung weiter. 

Er bestellt mich in sein Büro.

Oh, denke ich, jetzt will er sich bestimmt entschuldigen. 

Weit zurückgelehnt in seinem Chefsessel empfängt er mich zur Inquisition. 

"Du hast die Mail versendet?"
"Ja klar, du hast mir doch gesagt, dass ich's machen soll, also habe ich's gemacht."
"Reeede mit mir. Ich hab gedacht, du hast es nicht gemacht. Also habe ich B. gebeten, es zu tun. Du bist dafür verantwortlich, dass draußen der Eindruck entsteht, dass wir uns nicht absprechen."

Kochend vor Wut drehe ich mich - wortlos - auf dem Absatz um

Dabei hätte ich ihm eine Menge zu sagen, gleich nachdem ich ihm an die Gurgel gesprungen wäre. Meine Impulskontrolle hängt an einem seidenen Faden.

Er folgt mir auf den Fuß, kommt in mein Büro, schließt die Tür.

"Weshalb drehst du dich einfach um und gehst?"

Ja, warum nur? Weil ich es so leid bin, dass ich auf die Fresse kriege, obwohl ich geräuschlos funktioniere, weil es... äääh.. zu geräuschlos ist. Weil ich so müde bin, in dieses blasierte Gesicht sehen zu müssen und dabei meine eigenen Gesichtszüge in einen Zustand völligen Gleichmuts zu zwingen. Weil meine Frustrationstoleranz komplett aufgebraucht ist und zwar bis an mein (hoffentlich in weiter Ferne liegendes) Lebensende.

"Ich bekomme einen Einlauf, obwohl ich genau das getan habe, worum du mich gebeten hast. Dazu fällt mir nichts mehr ein."

"Kannst du nicht EINMAL selbstkritisch sein?" brüllt er und wirft die Tür hinter sich zu, als er mein Büro verlässt.

Weshalb hilft mir denn niemand? Universum, wo bist du? Was habe ich eigentlich verbrochen? Ist das eine Lernaufgabe, und wenn ja: was soll ich daraus lernen? Ich kann doch keinem Pferd was zuleide tun. Was will dieser Mann von mir? 

Es ist bald geschafft. Ommmmm...

12 Kommentare:

  1. Deswegen bin ich gegen freiverkäufliche Schusswaffen. In Texas wäre dein Boss jetzt tot und es gäbe diesen Blog nicht mehr, weil du im Knast sitzen würdest ;o)

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    1. Ich glaube, ich bekäme mildernde Umstände. Vielleicht sogar eine Petition. Millionen Sekretärinnen würden für meinen Freispruch demonstrieren. #TeamAnnika

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    2. Plan B: Kettensägenmassaker. Die Dinger sind frei verkäuflich, von daher...

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    3. Das gibt ne Sauerei. Empfehlen sich gekachelte Räume.

      P.S. Danke für die Aufnahme in deine Blogroll. :))

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    4. Irgend was ist ja immer.

      PS: Gern geschehen.

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  2. Wäre Voodoo eine Option ?

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  3. Was haelt Dich kurz vor seinem Abgang davon ab, ihm sachlich den Kopf zu waschen oder seinen Noch-Chef mit an Bord zu nehmen? Es ist so schade, dass Angst viel zu oft laehmt...Wuensche Dir die Kraft zum auf die Hinterfuesse stellen! ((((Annika)))

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    1. Ich komme hier wohl duldsamer rüber, als ich es tatsächlich bin.
      Sachliche und weniger sachliche Kopfwaschungen gab es zu hauf, aber: ober sticht unter, das sind die Gesetze des Marktes.

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  4. War da nicht was? Ach ja ...

    http://annikahansen7.blogspot.de/2016/05/should-i-stay-or-should-i-go.html

    Wobei nicht ganz klar ist ob das jetzt immer noch "Frieden & Heiterkeit" oder doch schon "Geld & Ego" ist.

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    1. Weder das eine, noch das andere.
      Man beachte "die letzten 20 Minuten"

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  5. Das letzte trotzige Aufstampfen eines Kleinkinds. Ersetze Brüllen und Heulen durch verbale Impertinenz. Du kannst belegen, dass du korrekt gehandelt hast. Die Mail ist raus. Lange bevor deine Kollegin den Doppler versandt hat. Das, was er macht, ist Mobbing und mangelnde Führungsqualität. Dokumentieren hilft dir nicht jetzt, aber sicher deiner Personalakte.

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